Finden und binden

Wie kriegen wir die gegenwärtig hohe Nachfrage nach Arbeitskräften mit passenden Bewerberinnen und Bewerbern besetzt? Dieser Frage gingen in einem Arbeitsmarktgespräch die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Anja Huth und der Betriebsleiter des Jobcenters Thomas Holz, die Mitglieder der Kreistagsfraktion und des Betriebsausschusses Jobcenter Sabine Dirlich und Christian Jethon, sowie die beiden Landtagsabgeordneten Doreen Hildebrandt und Birke Bull-Bischoff nach.

Anja Huth registriert in der letzten Zeit ein Rekordhoch in der Arbeitskräftenachfrage. Es gibt relativ wenige neue Zugänge in die Arbeitslosigkeit, weil Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber länger an ihren Beschäftigten festhalten. „Wer drin ist, ist drin, wer draußen ist, bleibt draußen“ fasst sie eine Tendenz zusammen. Mehrere Programme werden genutzt, um eine passgenaue (Nach-)Qualifizierung anbieten zu können. Gute Erfahrungen wurden mit Betriebspraktika gemacht. Das Problem: niemand kann zur Qualifizierung gezwungen werden. Und wenn am Ende des Prozesses auch nur eine Arbeit auf Mindestlohnniveau steht, fehlt oft die Motivation zur Aus- und Weiterbildung. Der Lohn muss schon perspektivisch eine Verbesserung der Lebenssituation bringen. Hier sind die Arbeitgeber gefragt. Wer gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben will, muss gut zahlen.  

Mit diesen Fragen hat auch Thomas Holz im Jobcenter zu kämpfen. Hinzu kommen spezifische Probleme mit den sogenannten 1-Euro-Jobs. Es kann nicht der Plan sein, einen 30 oder 40-Jährigen von einem 1-Euro-Job in den nächsten zu stecken. Wenn Arbeitgeber, Vereine oder Kommunen dauerhaften Bedarf haben, dann müssen sie auch irgendwann jemanden einstellen. Das Jobcenter könne dann bei Bedarf die sozialpädagogische Betreuung, die Qualifizierung oder die Mobilität unterstützen.

Die Not, Stellen besetzen zu können, wird größer, dadurch wird auch die Geduld größer, Arbeitsuchenden eine Chance zu geben, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht perfekt sind. Unternehmen müssen sich bewusstwerden, welche demografische Zeitbombe in ihrer Belegschaft tickt und rechtzeitig eine Strategie entwickeln, Menschen zu finden und zu binden. Arbeitsagentur und Jobcenter sind dabei Ansprechpartner, die dabei kompetent helfen können.