Die Welt ist aus den Fugen

Am 19. Oktober fand in der „Alten Molkerei“ in Bernburg eine Vortragsveranstaltung mit dem Landtagsabgeordneten aus Mecklenburg-Vorpommern, Dr. André Brie statt. Er war schon mehrmals auf Einladung von Friedrich Schütz unser Gast, zum ersten Mal im September 1992. André Brie bedankte sich deshalb bei Friedrich Schütz für sein langjähriges Engagement bei der Organisation der Bildungsveranstaltungen. Eigentlich sollte es die letzte Veranstaltung für Friedrich Schütz werden, da er den Staffelstab an jüngere Genossen weiterreichen wollte. Aber erfreulicherweise nahm er seine Entscheidung zurück und wird uns hoffentlich noch recht lange zur Verfügung stehen, denn die von ihm organisierten Veranstaltungen sind eine Bereicherung für unseren Kreisverband.

Ein Grund für die Ausführungen André Bries zum Thema „Die Welt ist aus den Fugen“ ist vor allem die derzeitig aktuelle Flüchtlingskrise. Diese bekommt Deutschland in großem Ausmaß zu spüren: die Flüchtlinge müssen untergebracht, versorgt und integriert werden. Das bedeutet für alle Beteiligten eine große Herausforderung, für die Leute die hier wohnen, aber auch für die Menschen, die zu uns kommen. Bei aller Hilfsbereitschaft dürfen aber auch die Menschen aus ungünstig gelegenen Regionen Deutschlands und die sozial Schwachen nicht ausgegrenzt werden.

In anderen Regionen, wie z. B. auf dem Balkan oder in Afrika ist die Welt schon seit längerem aus den Fugen. Eine große Rolle für die Kriegshandlungen spielen dabei die unterschiedliche Herkunft, Kultur und Religion. Um nicht verwundet oder getötet zu werden, müssen die Menschen ihre Heimat verlassen. Sehr viele fliehen aber nicht ins sichere Ausland, sondern flüchten innerhalb ihres Landes, bleiben z. B. in Syrien, Irak oder der Ukraine. Sehr viele Flüchtlinge hat in letzter Zeit die Türkei aufgenommen, sie bekommt dafür Geld von den EU-Mitgliedsstaaten. Die Türkei selber bekämpft aber auch auf ihrem Gebiet ein Volk ohne Staat: die Kurden. Diese leben auch in Syrien, Iran und dem Irak und wollen ein unabhängiges Kurdistan durchsetzen. Auch das birgt eine Gefahr für den Weltfrieden, denn wir wissen nicht, wie sich dieser Konflikt in Zukunft entwickelt.

André Brie betonte, dass die europäischen Großmächte in Bezug auf den Flüchtlingsstrom Verantwortung übernehmen müssen. In den letzten Jahren wurden in den Kriegsstaaten etwa 10 Millionen Menschen ermordet, mitverursacht durch die Politik des Westens. Deshalb ist es in erster Linie sehr wichtig, die Rüstungsexporte zu beenden und eine langfristige nachhaltige Politik zu machen. In den letzten Jahren ist die weltweite Abrüstung zum Erliegen gekommen, zum Teil wird wieder aufgerüstet, aber die bisherigen Erfolge, die es zum Thema Abrüstung gab, hat die Zivilgesellschaft mit ihren Protesten durchgesetzt. Mit öffentlichem Druck kann man also etwas erreichen.

Es wird auch in den nächsten Jahren Kriege geben, diese Tatsache können wir nicht ändern, aber die Politik muss verstärkt versuchen, die Ursachen zu bekämpfen. Die UNO und OSZE müssen gestärkt werden, denn um in den Kriegsgebieten Stabilität zu erreichen, geht es nicht ohne Dialog, Zusammenarbeit und Internationalität.

Nach dem Vortrag unseres Gastes wurde die Möglichkeit der Diskussion von den Teilnehmern rege genutzt. Die Redebeiträge waren sehr differenziert und problemorientiert.

Elke Rehmann