Gedenkveranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Faschismus

DIE LINKE. Staßfurt rief alle DemokratInnen anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Faschismus auf, an der traditionellen Staßfurter Mahn- und Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Diese fand in Würdigung des 65. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in Staßfurt statt.

Dem Aufruf der Staßfurter LINKEN zur Teilnahme an der Mahn- und Gedenkveranstaltung in Staßfurt waren am Sonnabend zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt Staßfurt und dem Umland, Vertreter der Parteien und von Vereinen und Verbänden gefolgt. Anschließend kamen sie mit dem diesjährigen Redner Hans-Jochen Tschiche in der Stadt- und Regionalbibliothek Staßfurt in Staßfurt Nord zu einer interessanten Diskussionsveranstaltung zusammen. Diese wurde von Bianca Görke aus Hecklingen moderiert.

Unbequem - wortgewaltig - gerecht, das sind die Worte, die einem spontan bei Hans -Jochen Tschiche einfallen. Und genau so zeigte sich der Gesprächspartner auch am Sonnabend in Staßfurt. Seine 80 Lebensjahre vermag man da ganz zu vergessen.

Er berichtete aus seinem Leben, als Kriegsjunge und Zeitzeuge der Nazi-Zeit. Hier wurde Tschiche nachdenklich und betroffen zugleich, da er bis heute mit der Frage befasst sei, wie so viele Menschen in der Nazi-Zeit nicht erkennen konnten oder wollten, welche Gewalt und menschenverachtende Unterdrückung von Deutschland ausgegangen ist. Er mahnte an, heute nicht wieder wegzuschauen.

Die DDR betrachte der Gesprächspartner eher in Trauer, stellt sie doch für ihn einen gescheiterten Sozialismusversuch des realexistierenden Sozialismus der DDR dar. Für ihn war die DDR ein Land der Kleinbürgerlichen und Rechthaber. ER wollte nie weg, verspüre keinen Hass, wollte stets das System von innen verändern und demokratisieren und wundere sich heute, wie schnell sich die Blockparteien aus der politischen Verantwortung stehlen konnten.

Dr. Rolf Funda, auch unter den Gesprächspartnern, hält die heutigen Machthaber in der Geschichtsverarbeitung für intolerant. Dies schade einer demokratischen Gesellschaft.

Nach Tschiche liegt der Sozialismus erneut vor uns, da diese kapitalistische Gesellschaft zu überwinden ist. So gibt der Politikerfahrene auf Nachfrage von Ralf-P. Schmidt (DIE LINKE) zu den Chancen eines neuerlich gegründeten Politikbündnisses von Grünen, SPD und LINKEN, um den Sozialabbau von Schwarz-Gelb entgegenzutreten, zumindest für die übernächste Bundestagswahl Erfolgschancen in der Regierungsbildung und damit Politikgestaltung für die Menschen.

Vom Runden Tisch in den Bundestag und den Landtag von Sachsen-Anhalt. Der Grünen Politiker und Pfarrer i.R. sah Opposition als Berufung, hat aber in der Regierungsverantwortung (Tolerierungsregierung) erfahren, was auch durch Macht und Mehrheit gestaltbar ist. So versteht sich Tschiche auch stets als ein Türöffner der Politik.

In der Diskussion mahnte der Staßfurter SPD Politiker Eberhard Müller an, mehr zu tun, um auch die Jugend nicht perspektivlos in die rechte Gefahr gleiten zu lassen.

Doch Tschiche wies auch auf das Recht unpolitisch zu sein hin. Dies ist sicher auch ein großer Teil der Menschen, die eher unbekümmert, gefahrlos ihren Lebensalltag realisierend hier leben wollen. Auch dies hat eine demokratische Gesellschaft sicherzustellen.

Tschiche mischt sich ein - mischt mit. Noch immer hat er was zu sagen - gegen aufkeimenden Rechtsextremismus - gegen Verblendung und für mehr Miteinander. So ist Tschiche heute als Vereinsvorsitzender von Miteinander e.V. immer noch aktiv, in Schulen unterwegs, als Denkanstößer, Moderater, Mahnender und die Demokratie Verteidigender. Tschiche fragt laut: Warum war die antifaschistische Erziehung der DDR nicht verläßlich und nachhaltig? Und sucht heute nach neuen Wegen.

Sein Verein bietet Opferberatung, Bildung, Anti-Gewalt-Projekte, Schulbegleitung in ganz Sachsen-Anhalt.

Auch Bibliotheksleiterin Frau Hirt freute sich über den Besuch in ihrem Haus, wußte sie doch zu berichten, dass Hans-Jochen Tschiche 1997 als Landespolitiker maßgeblich zur Sicherung und zum Erhalt der Staßfurter Bibliothek mit beitrug. Sie überreichte ihm eine Chronik der mittlerweile 100jährigen Staßfurter Bibliotheksgeschichte, die Tschiche nach Meinung von Hirt mitgeschrieben hat.

Viele Publikationen - mal heiter - mal richtungsweisend  -wurden von ihm und über ihn verlegt.

Und so war Tschiche auch als Autogrammgeber in Staßfurt gefragt.

Eine interessante und nahdenkliche Veranstaltung- waren sich die Anwesenden einig.