Kranzniederlegung auf jüdischem Friedhof in Güsten

Bei der Gedenkveranstaltung am 09.11.2010 aus Anlass der Reichspogromnacht 1938 erinnerte die stellvertretende Landesvorsitzende der Partei DIE LINKE Birke Bull (MdL) speziell an das Schicksal der Anne Frank. Die 15-jährige Anne ist die Jüngste der im Versteck hinter einem Büro der Amsterdamer Firma „Opekta" lebenden 8 Juden. Ihr Vater <personname w:st="on">Otto</personname> Frank war früher der Chef der Firma. Seine Mitarbeiter beschützten und versorgten die Versteckten, riskierten ihr Leben für sie. Miep Gies ist eine von den Helfern. Am 04. August 1944 sahen sich die Sekretärin Miep und Anne das letzte Mal. Irgendjemand hat der Polizei das Versteck verraten. Und dann geht alles sehr schnell: Die Gestapo-Leute trieben die Menschen aus ihren Zimmern. Wenig später wurden sie in einem Auto abtransportiert. Miep wusste auch, was den Verhafteten bevorstand. Trotzdem hoffte sie, Anne einmal wiederzusehen. Sie legte das Tagebuch ungelesen in eine Schublade und schloss sie ab. Anne kam nie zurück. Von den acht Untergetauchten überlebte nur der Vater <personname w:st="on">Otto</personname> Frank. Das Tagebuch seines toten Kindes überwältigte ihn. Er habe, so sagte er nach dem Krieg, keine Ahnung von der Tiefe ihrer Gedanken und Gefühle gehabt. Bis zuletzt empfand Anne das Untertauchen als Abenteuer und als Herausforderung, die Metamorphose zum Guten an sich selbst zu vollziehen. Eine schwere Aufgabe für ein so junges Mädchen. Anne Frank überlebte die Zeit im Konzentrationslager nicht. Es waren nicht nur Funktionsträger der SS, der NSDAP, die Scheiben einschlugen, Menschen niedergemetzelt haben – einfach so erschossen, wegschleppten. Nein das Volk der Dichter und Denker hatte sich damals selbst zum Volk der Mörder und Henker diskreditiert. Das könne man sich heute schwer vorstellen, aber Antisemitismus beginne nicht mit einer Pogromnacht, sondern damit, wenn es legitim werde, rassistische Gedanken zu äußern. Das kommt einer Brandfackel gleich. Lassen Sie uns wachsam sein. „Lassen Sie uns immer einen kritischen Blick auch auf die kleinen Anzeichen von Fremdenfeindlichkeit werfen. Neugier aufeinander, Toleranz, Konfliktfähigkeit, demokratisches Bewusstsein – alles das sind Möglichkeiten, dem Alltagsrassismus zu begegnen“, forderte Birke Bull. „Allein, dass Sie hier sind, macht Mut! Wehret den Anfängen!“  Danach erinnerte Werner Heublein an den aus Güsten stammenden jüdischen Arzt Phillipsthal. Dieser berechnete sein Honorar nach dem Einkommen seiner Patienten. Oft behandelte er ganz Arme auch kostenlos.