Protest in Güsten wächst

Die Betriebsgemeinschaft Schackenthal beabsichtigt Anlagen für 150 000 Junghennen, 450 000 Legehennen und eine Schweineanlage für rund 32 000 Tiere sowie eine Biogasanlage zu bauen. Nachdem diese Planungen bekannt wurden, regte sich Widerstand in der Bevölkerung. Die Bürger haben Furcht vor der Größe der Anlagen und dem Gestank. Das Beschwichtigen der Betreiber: „Wir werden alle Auflagen einhalten.“ beruhigte die Betroffenen nicht. Es gründete sich eine Bürgerinitiative „Für Lebensqualität und nachhaltige Landwirtschaft – gegen Deutschlands größte Massentierhaltung“. Wir sagen JA für frische Landluft, Ja für nachhaltige, ökologische Landwirtschaft, Nein zu Umweltzerstörung durch Feinstaub und penetranten Gestank, Nein zur Zerstörung unserer Äcker, gegen Ungeziefer und Krankheitserreger. Die Mitglieder der Bürgerinitiative verteilten Flugblätter und sammelten Unterschriften gegen Massentierhaltungen im Verbandsgemeindegebiet.

Am 20. Mai 2010 fand in Güsten ein Bürgerforum zu diesem Thema statt. Im Saal des Bürgerhauses wo sonst Veranstaltungen mit 200 Teilnehmern stattfinden drängten sich über 400 Besucher. Die letzten standen auf der Treppe. So groß war das Interesse der Bevölkerung. Rund 90 % der Teilnehmer sprachen sich gegen die Planungen der Investoren aus. Die Sprecher brachten vielfältige Bedenken zum Ausdruck. Wie wirken sich die Ställe und ihr Wasserverbrauch auf den Grundwasserspiegel aus, werden andere Kleinbetrieb platt gemacht, wie belaste der Verkehr die Straßen, weil „Tierprodukte“, Exkremente, Dünger, Zusatzfutter oder Tiernachschub transportiert werden müssten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist bei allen befürchteten Belastungen für die Menschen auch der Respekt vor den Tieren, die unter unnatürlichen Bedingungen gehalten werden, ganz entgegen der ländlichen Tradition. Wo sehen wir heute noch Tiere auf der Wiese. Zu 90 Prozent erfolgt die Haltung unserer Nutztiere in Ställen, die nach industriellen Maßstäben funktionieren: Tausende Tiere in einem künstlich klimatisierten Stall, dicht gedrängt, überwiegend ohne Stroh, über dem Dung dahinvegetierend. Aus Mega-Mastanlagen entspringt vielerorts ein „Gülle-Tsunami“, der kaum kontrolliert wird. Inklusive Antibiotika und Schwermetallen wie Kupfer verursacht die intensive Tierproduktion massive Umweltschäden wie Gewässer- und Bodenbelastungen, die früher oder später von der Gesellschaft – also von uns allen – getragen und bezahlt werden müssen. Statt dieser großen Agrarbetriebe – oder sollte ich besser: Tierhaltungskonzerne sagen – wünsche ich mir lieber Bauernhöfe der herkömmlichen Art. Die Fraktion DIE LINKE im Verbandsgemeinderat hat einen Antrag zur Flächennutzungsplanung eingebracht. Der Verbandsgemeinderat wird hierin aufgefordert, unter anderem zu klären soll es Baurecht für die Errichtung von großen Massentierhaltungsanlagen geben. Die volle Unterstützung erhält die Bürgerinitiative vom Bundestagsabgeordneten Jan Korte und der Landtagsabgeordneten Birke Bull. Beide unterzeichneten die Unterschriftensammlung der BI. Jan Korte bot rechtliche Hilfe seiner Fraktion in Fachfragen an.

 

 

Ernst H. Brink