Einladung zum Seminar in der Euthanasie-Gedenkstätte

„Woher nehme ich die Zuversicht, dass ich davor gesichert bin?“ (Max Frisch) – Täter und ihre Motivation im Nationalsozialismus –

 Wann?             Samstag, 02. 10. 2010, 10.00 - 17.00 Uhr  

Wo?                 Gedenkstätte für Opfer der NS-“Euthanasie“, Olga-Benario-Str. 16/18,

                       Bernburg

 

Tel.: 03471 - 31 98 16

 info-bernburg@stgs.sachsen-anhalt.de

 

Die Gedenkstätte Bernburg ist Teil der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt.

 "Niemand ist ein Nazi. Niemand ist je einer gewesen. Es hat vielleicht ein paar Nazis im nächsten Dorf gegeben… Oh, die Juden? Tja, es gab eigentlich in dieser Gegend nicht viele Juden… Wir haben nichts Unrechtes getan; wir sind keine Nazis." (Europa in Ruinen. Augenzeugenberichte aus den Jahren 1944-1948, Hrsg. Hans Magnus Enzensberger, Frankfurt/M. 1990, S.9).

  Über Täter wollten Deutsche nach 1945 nichts wissen. Doch wie konnten dann all diese unvorstellbar schrecklichen Dinge passiert sein? Mehr als 6 Millionen getötete jüdische Menschen, beinahe Hunderttausend behinderte Opfer, unzählige Opfer aus den Kreisen politisch Andersdenkender, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas und viele mehr.

 Bis heute dominieren zwei Extreme das gesellschaftliche Bild der Täter im Nationalsozialismus. Einerseits die Vorstellung von gewissenlosen Psychopathen, einem kleinen Kreis von Verbrechern, die als Kriminelle, Mörder und Schläger der Unterschichten nichts mit der deutschen Gesellschaft gemein zu haben scheinen. Andererseits existiert die Vorstellung, die Verantwortlichen wären lediglich motivlose vom eigentlichen Mordgeschehen distanzierte Schreibtischtäter oder Befehlsempfänger gewesen, ohne besonderes Interesse an ihren Opfern. Beide Bilder greifen zu kurz.

 Erst in den 1990er Jahren wandte sich die Forschung den konkreten Verbrechen und den Direkttätern zu. Der Täter wird nunmehr als vielgesichtig und der Holocaust – zitiert nach Harald Welzer – als „arbeitsteiliges Projekt“ beschrieben.

 Es stellt sich die Frage, wie es möglich war, dass gebildete, zumeist junge Männer und Frauen jegliche Menschlichkeit und anerzogenen Schranken fallen ließen und „über Leichen gingen“? Die Veranstaltung versucht dieser Frage nachzugehen.

 Programm

10.00 Uhr  Eröffnung des Seminars durch: Alexander Brade (Mitarbeiter der Gedenkstätte im Rahmen des FSJ Kultur und Seminarleiter)

 10.15 - 11.00 Uhr   Vortrag: Fallstudien von Tätern – das Beispiel NS-„Euthanasie“ (Dr. Ute Hoffmann)

 Kaffeepause

 11.15 - 12.00 Uhr   Vortrag: „Täterforschung im Wandel der Zeit mit einem Schwerpunkt auf die  jüngere Forschung“ (Dr. Jan-Erik Schulte, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, 

Mittagspause mit Möglichkeit des individuellen Gesprächs

 13.00 - 13.45 Uhr  Zeitzeugenpodium mit Klaus Kleinau, ehemaliger Schüler der Napola Ballenstedt (Leitung: Dr. Ute Hoffmann)

Kaffeepause

 14.00 - 16.00 Uhr   Individuelles Arbeiten in den Arbeitsgruppen:

 Gruppe 1: Täter/innen in der Familientradierung: So etwas hat es in meiner Familie nicht gegeben… (Dr. Iris Wachsmuth, Berlin)

 Gruppe 2: Vermittlung der Täterproblematik im Unterricht und in der Gedenkstättenarbeit (Dr. Constanze Jaiser, Berlin)

 Gruppe 3: Edith A., Heinrich B. und Erich F. – ganz „normale“ Menschen? (Jana Hache, Bernburg)

 Kaffeepause

 16.15 Uhr   Podium mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppen: Wer waren diese Menschen, waren sie anders als wir heute oder war der Täter kein besonderer Deutscher?

 (Dr. Viola Schubert-Lehnhardt, Halle (Saale))

 17.00 Uhr                                 Ende des Seminars

 

 Die Veranstaltung wird gefördert durch:

 LKJ Sachsen-Anhalt e.V., Orfide

 Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt

 Solidarfond der Landtagsfraktion „Die Linke“

 Verein der Bundestagsfraktion „Die Linke“

 Dr. Rosemarie Hein, MdB, „Die Linke“

 Die Veranstaltung ist als Lehrerfortbildung weiterer Träger anerkannt unter der Nummer WT 2010-300-78 LISA.

 Um Anmeldung wird bis 24. September 2010 gebeten. Bei einer Teilnahme geben Sie bitte auch die entsprechende Arbeitsgruppe an.

 per E-Mail an: info-bernburg@stgs.sachsen-anhalt.de

 per Fax an: 03471/6409691

 Spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.

 Die Veranstalter behalten sich vor, die Veranstaltung bei weniger als 15 Teilnehmern abzusagen.

 Wir bitten Sie, diese Einladung an andere Interessenten weiterzuleiten.

 Vorbehalt der Veranstalter: Die Veranstalter behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören oder der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder sich rechtsextremistisch oder rassistisch äußern, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

 Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt

 Gedenkstätte für Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg

 c/o Olga-Benario-Str. 16/18

 06406 Bernburg

 Tel. 03471-319816

 Fax 03471-6409691

 info-bernburg@stgs.sachsen-anhalt.de