"In roten Schuhen" - Buchlesung mit Heidi Knake-Werner

„Berge stürmt man nicht, man muss sie sich erarbeiten.“ Diese Aussage eines Bergführers taugt als Parabel auf das politische Leben von Heidi Knake-Werner. „In roten Schuhen“ heißt das Buch über ihr politisches Leben, das sie am 14. 11. Im Wahlkreisbüro vorstellte. Dabei gewährte sie Einblicke in das Leben der Westlinken vor der Wende, beschrieb das gegenseitige Fremdeln von Ost und West in der PDS nach dem Fall der Mauer und das Entsetzen über den Umgang mit DDR-Errungenschaften nach dem Scheitern des Sozialismus. Dabei verknüpft sie die Entwicklung mehrerer linker Parteien mit ihrem persönlichen Werdegang.

 Besonders interessant waren die Passagen, wo der Westblick auf die Ostrealität traf. Der Spiegel, der dem untergegangenen Land vorgehalten wurde, zeigte aus einem durchaus wohlwollenden Blickwinkel sowohl die großen sozialen und kulturellen Errungenschaften der DDR, als auch die großen Täuschungen, denen wir aufgesessen waren. Dass diese Täuschungen immer noch wirken, zeigte die anschließende Diskussion, wenn sie sich um die Geschlechtergerechtigkeit drehte. Waren auf diesem Gebiet die Westfrauen in der theoretischen und formalen Erarbeitung dieses Themas viel weiter, hatten Ostfrauen in der Praxis ihre Vorteile. Flächendeckende Kinderbetreuung sorgte für die Möglichkeit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und so finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Und doch waren sie von einer echten Gleichberechtigung weit entfernt.

 Natürlich kam Heidi Knake-Werner in der weiteren Diskussion nicht um die Frage nach den Chancen für DIE LINKE in Regierungsverantwortung herum. Am Beispiel der kommunalen Berliner Krankenhäuser erläuterte sie, wie sie es gemeinsam mit vielen Verbündeten in vielen kleinen Schritten geschafft hat, den Verkauf der Klinikgesellschaft zu vermeiden. Am Beispiel des öffentlichen Beschäftigungssektors konnte man erkennen, wie unser Konzept auf dem Prüfstand war und nicht bestanden hat, durch einen Kompromiss aber doch noch zum Erfolg wurde.

 Es war ein guter Abend, der Kopf und Herz gleichermaßen forderte und wahrscheinlich Jeder und Jedem etwas zum Nachdenken hinterlassen hat.