Strom und Gas aus Mais - braucht Staßfurt eine Biogasanlage?

Nachdem aufgrund massiver Bürgerproteste der Bau einer neuen Biogasanlage in Glöthe verhindert wurde, hat nun der Staßfurter Stadtrat unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Möglichkeit der Errichtung einer solchen Raffinerie 2013 durch die Nordmethan GmbH im Gewerbegebiet Staßfurt-Nordost beschlossen.                                      

 Aus diesem Anlass lud die Staßfurter LINKE unter Vorsitz von Dr. Walter Blauwitz zu einem Umweltforum ein, bei dem der Landtagsabgeordnete und Umweltexperte der LINKEN, Andre Lüderitz, die gut 30 interessierten Teilnehmer zuerst über verschiedene Anlagekonzepte von Biogasanlagen informierte, welche sich hauptsächlich in der Zusammensetzung der zu vergärenden Frischmasse unterscheiden.                            

 Das geplante Konzept für Staßfurt sieht wohl vor, mit Hilfe von Subventionen (!) zwei Ernten im Jahr zu verarbeiten. Gerste und Roggen im Juni/Juli, Mais und andere Feldfrüchte im September/Oktober. Ob dabei Reststoffe wie Gülle, Klärschlämme und pflanzliche Nebenprodukte zum Einsatz kommen, bleibt abzuwarten. Die Frischmasse soll von Landwirten aus der Region bezogen und vergoren werden. Dabei entstehendes Methangas soll dann direkt in das Netz der EMS (Erdgas Mittelsachsen) eingespeist werden.     

 Andre Lüderitz gab mit großer Zustimmung der anwesenden Staßfurter folgende Fakten zu bedenken:                                              

 - Bieten die landwirtschaftlichen Flächen unserer Region genügend Mais, ohne dass dabei  die Fruchtfolge verletzt und die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln nachhaltig beeinträchtigt wird?                                       

 - Ermöglicht die Anlage auch eine Wärmenutzung?                                              

 - "Tank oder Teller?" Aufgabe der Landwirtschaft muss zuerst die Nahrungsmittelproduktion sein!                                         

 Rege beteiligten sich die Gäste dann an der anschließenden Diskussion und brachten ihre Sorgen und berechtigten moralischen Einwände zum Ausdruck:                                           

 - „Solange irgendwo auf der Welt Menschen hungern, dürfen keine Lebensmittel verbrannt werden!"                                     

 - Die guten Bördeböden dürfen nicht durch Monokultur und Reststoffe zerstört werden!         

 - Es entstehen ein hoher Transportaufwand und Lärmemission!                                       

 - Das Gas wird dadurch vermutlich trotzdem nicht günstiger. Es werden nur Fördermittel abgegriffen und einseitig Gewinne zugunsten der Betreiber gemacht. Die Förderung hocheffizienter  innovativer Fotovoltaikanlagen wird dagegen zurückgefahren!                 

 - Es wird vernachlässigt, dass durch Stickstoff Lachgas erzeugt wird - dadurch ist Biogas in der Gesamtenergiebilanz vermutlich schädlicher als fossiler Brennstoff

 - Wir sollten Wind- und Solarenergie nutzen! Die stinken nicht und die Sonne scheint umsonst bzw. der Wind bläst umsonst.                                            

 - Staßfurt hat genügend Dächer, die für Solarenergie genutzt werden könnten. Bei einer Anlage in Templin pflanzten Landwirte drei Jahre lang Mais - die Folge ist Pilzbefall

 - Es ist bisher unklar, ob bei der Vergärung von Gülle (bei 40 bis 50°C) der EHEC-Erreger bzw. Salmonellen entstehen und bei der Entsorgung der anfallenden Gärreste auf unsere Felder  verbreitet werden.                                             

 - Mais verdrängt Kartoffeln und Gemüse von heimischen Äckern, weil Biogasbetreiber durch Subventionen von der Bundesregierung ganz andere Pachtpreise bezahlen können als Lebensmittel produzierende Landwirte                                    

 - Wohin fließen die anfallenden Gewerbesteuern?                                    

 - “Welche Erfahrungen gibt es in der "Referenzanlage" in Könnern, eine der vier momentan" größten in Deutschland?“                                              

 - Kleine private Anlagen im ländlichen Raum wären im Gegensatz zur Stadt akzeptable           

 - Wird Genmais verarbeitet?                       

 Angesprochen auf die Frage, welche Möglichkeiten des Eingreifens die Staßfurter jetzt noch haben, meine Lüderitz: "Es wird ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt, bei dem der Landkreis, der Stadtrat und die Bürger ihre Stellungnahmen einreichen können."           

 Als Fazit bleibt zu bemerken, dass die Bedenken überwiegen und es uns in erster Linie um  die Sensibilisierung zur konsequenten Einsparung von Energie gehen muss! Dazu bedarf es aber  auch der gerechten Verteilung der Kosten, wobei es zum Beispiel um die einseitige Belastung kleiner Unternehmen und Privatkunden zugunsten der Großindustrie bei den Netzentgelten geht.

Siegfried Mahlfeld