Mauer völlig inakzeptabel

Zur kürzlich errichteten Mauer auf dem Parkplatz des Staßfurter Einkaufszentrums am Kaligarten äußert sich der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Anhalt, Jan Korte: „Die Errichtung dieser Mauer wirkt völlig aus der Zeit gefallen. Es ist geradezu unfassbar, wie ein symbolisch so aufgeladener Vorgang als Lösung für die Probleme im Kaligarten gewählt werden konnte.“ Der Staßfurter Ortsvorsitzende der LINKEN, Ralf-Peter Schmidt ergänzt: „Dass mit der Errichtung von Mauern keine Probleme gelöst werden können, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben.“

Die Mauer ist in vielerlei Hinsicht völlig inakzeptabel: Städtebaulich stellt sich z. B. die Frage, wie sie mit den angrenzenden Bauten der Internationalen Bauausstellung vereinbar ist. Gesellschaftspolitisch wirft sie außerdem die Frage nach dem Umgang mit Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit und den damit verbundenen Ursachen und Problemen auf. Dass hier Handlungsbedarf besteht, steht außer Frage. Eine Mauer ist hier zur Problemlösung aber auf keinen Fall angebracht.

Wir appellieren an den Investor, diesen Schritt unbedingt noch einmal zu überdenken und fordern die Stadt auf mit ihren Möglichkeiten dagegen vorzugehen.

Bianca Görke erklärt hierzu:

Das Thema Kaligarten und Alkoholkonsum erregte ja bereits in der Vergangenheit die Gemüter und brachte verschiedenste Sichtweisen hervor. Ein für mich völlig inakzeptabler Schritt ist nun die Errichtung eines "konsumfreundlichen Schutzwalles". Mit dieser Mauer demonstrieren die Errichter Engstirnigkeit, Kleinbürgertum und die Versnobtheit gegenüber den Nichtangepaßten und Ausgestoßenen. Wer einmal genauer darüber nachdenkt, wird erfahren, wie schnell man durch gesellschaftliche Raster fallen kann. Nicht jeder hat die Kraft, Verluste des Arbeitsplatzes oder andere schlimme Erfahrungen weg zu stecken. Man sucht sich andere, die noch gewillt sind, sich mit einem abzugeben. Jetzt aber diese Zusammenkünfte zu verbieten, oder aber wie eine Art Bannmeile zu betrachten, kennzeichnet bereits das Scheitern der Gesellschaft. Wir alle sind Staßfurt, die Erfolgreichen, die Erfolglosen, die Reichen, die Armen. Den Zustand einer Zivilisation erkennt man immer am Umgang mit den weniger Erfolgreichen - auch ein Teil des Solidarprinzips. Bevor unserer bunten Salzstadt nun der Mief von Intoleranz anhängt, rufe ich alle Staßfurterinnen und Staßfurter am 3.10.2012 10.00 Uhr zum stillen Protest auf. Lassen Sie uns gemeinsam in einer Kette gegen Intoleranz und Ausgrenzung protestieren. Staßfurt ist bunt und liebenswert und bietet Raum für alle. Es ist keine parteipolitische Veranstaltung, sondern als ein Zeichen gegen Mauern - insbesondere gegen die in den Köpfen - zu verstehen.