Heinz Hillebrand in Bernburg

Am 25.11.14 fand in der Bernburger Alten Molkerei eine Bildungsveranstaltung mit Heinz Hillebrand statt. Er sprach über das Thema „Ost und West – und das geeinte Deutschland!?“.

Heinz Hillebrand wurde in Wuppertal (NRW) geboren, lebt aber seit geraumer Zeit in Wildau (Brandenburg). Er war Mitbegründer der damaligen WASG. Jetzt ist er Leiter des Bereiches Politische Bildung in unserer Bundesgeschäftsstelle in Berlin. Er betonte, dass der Bedarf an innerpolitischer Bildungsarbeit sehr groß ist und deshalb von den Mitgliedern der LINKEN sehr gut angenommen wird. Sie hilft, die unterschiedlichen Denkweisen in Ost und West zu verstehen und Missverständnisse zu mindern.

DIE LINKE ging 2007 aus der Linkspartei.PDS (mehrheitlich im Osten) und der WASG (überwiegend im Westen) hervor. Dieser Zusammenschluss war eine große Herausforderung. Es galt, die aufgrund der Geschichte herrschenden Unterschiede in beiden früheren deutschen Staaten aufzuarbeiten und zu beseitigen. Die Unkenntnis im Westen über die frühere DDR war groß, deshalb musste und muss noch immer über den Weg der politischen Bildung Aufklärungsarbeit geleistet werden. Für Neumitglieder in unserer Partei wird ein Grundlagen-Seminar angeboten.

Blickt man in der Geschichte zurück, stellt man fest, dass es vor dem Mauerfall zwei „Sozialstaaten“ gab, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die DDR war ein Arbeiter- und Bauernstaat. Der Anfang nach dem Krieg war beschwerlich, denn es fehlte an allem. Aber es gab Solidarität untereinander, das Wohnungsbauprogramm sorgte später für bezahlbaren Wohnraum und der Export boomte, wodurch es keinen Arbeitsplatzmangel gab. Um das Preisniveau relativ niedrig halten zu können, gab es viele staatliche Subventionen, was letztendlich ein Grund des Scheiterns der DDR war. Natürlich gab es auch Unrecht, aber dieses Thema würde jetzt zu weit führen. In der damaligen BRD hingegen war die Ausgangsposition nach dem 2. Weltkrieg bedeutend besser: Es wurden keine Reparationszahlungen entrichtet, die westlichen Großmächte pumpten riesige Summen in das Land und halfen so beim schnelleren Aufbau. Die Akzeptanz auf dem Weltmarkt festigte sich schnell durch die Entwicklung und Produktion in der Mikroelektronik und Autoindustrie. Ziel der Konzerne war es, Profite zu erzielen, die Bedürfnisse der Menschen waren zweitrangig. Die Zugeständnisse an die Arbeitnehmer mussten mühsam erkämpft werden. Die Bevölkerung hatte eine andere Mentalität, kannte kaum Zusammenhalt, jeder war sich selbst der Nächste. Es gab zwar ein Sozialsystem, es war aber längst nicht so entwickelt wie heute. Die allmählichen Verbesserungen fanden auch auf Druck der linken Bewegung statt.

Auch 25 Jahre nach dem Mauerfall gibt es heute noch viele Verlierer der Wende, z. B. langzeitarbeitslose Frauen, Jugendliche und ältere Menschen mit Vermittlungshemmnissen. Viele von ihnen wohnen in strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland. Wir als LINKE müssen die Misstände benennen und versuchen, denen entgegenzutreten. Bisher haben wir eine Menge erreicht, und die Mitglieder in Ost und West können sich mit unserer Partei identifizieren. Heinz Hillebrand betonte, dass ein linker Ministerpräsident (Bodo Ramelow) in Thüringen positive Signale setzen kann. Die Menschen sehen, dass wir einen ehrlichen Wahlkampf geführt haben und Verantwortung übernehmen können.

Nach dem Vortrag unseres Gastes wurde die Möglichkeit der Diskussion von einigen Teilnehmern rege genutzt. Die Beiträge waren interessant und aufschlussreich.

Elke Rehmann