Maifeier in Plötzkau

Strahlender Sonnenschein und ein Thema, welches scheinbar den Nerv der Zeit traf, lockten ca. 20 Teilnehmer/innen am Morgen des 1. Mai auf das Plötzkauer Schloss zu einer gemeinsamen Veranstaltung der LINKS-Fraktion im Verbandsgemeinderat Saale-Wipper und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt e.V.

Während des politischen Frühschoppens erklärte die Magdeburger Historikerin Marina Ahne den ZuhörerInnen am Beispiel der Weimarer Republik die Zusammenhänge von  Wirtschafts- und Finanzpolitik. So war ihren Ausführungen zufolge die Inflation Anfang der 20er Jahre Folge der Tilgung der Kriegsschulden des Deutschen Reiches und die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre Folge einer Deflation. „Eine Deflation führt zwangsläufig in schwere Wirtschaftskrisen.“, so Ahne.

Deflation bezeichnet eine Spirale aus sinkenden Preisen, sinkenden Unternehmensumsätzen und -gewinnen, steigender Arbeitslosigkeit und sinkenden Löhnen.

In der anschließenden Diskussion  wurde auch der Blick in die Gegenwart und Zukunft gewagt. So kann  nur begrüßt werden, dass die Europäische Zentralbank nach einer drohenden Deflation  zu drastischen Maßnahmen greift und  monatlich über eineinhalb Jahre für rund 60 Milliarden Euro europäische Staatsanleihen (EZB) kaufen, um eine möglicherweise drohende Deflation abzuwenden.

Ausgangspunkt der aktuellen Warnungen ist die Entwicklung der Inflationsrate in der Euro-Zone. Mit nur noch 0,4 Prozent liegt sie meilenweit unter dem Wert von knapp unter 2,0 Prozent, den die EZB als "Preisstabilität" definiert.

In einigen Euro-Ländern sinkt das Preisniveau sogar, zum Beispiel in Griechenland und Spanien. Das ist auch kein Wunder. Maßgeblich auf Druck der deutschen Regierung wurden diese Länder gezwungen, sich strengen Kürzungsdiktaten zu unterwerfen. Millionen Jobs wurden vernichtet und die Löhne der noch Arbeitenden zur "Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit" zusammengestrichen. Logische Folge: Die gesamtgesellschaftliche Nachfrage sinkt. Damit wird die Konkurrenz unter den Unternehmen härter. Sie können keine Preiserhöhungen durchsetzen, sondern senken ihre Preise.

Macht sich diese Bewegung selbstständig, herrscht Deflation, also eine sich selbst verstärkende Spirale nach unten: Mit den Preisen sinken Umsätze und Gewinne der Unternehmen. Sie reagieren, indem sie Arbeitsplätze streichen und die Löhne senken. Damit geht die Nachfrage weiter zurück, und der Druck auf die Preise erhöht sich.

Für Ihren Diskussionsvortrag dankte Tobias Pochanke  (Fraktionsvorsitzender DIE LINKE im Verbandsgemeinderat Saale-Wipper) der Referentin Marina Ahne noch mit einer für den Tag passenden Mainelke und lud die Anwesenden zu einer weiteren interessanten Veranstaltung anlässlich  des 70. Jahrestages der Befreiung ein. Am kommenden Samstag, 9. Mai um 9:30 Uhr gedenkt der Ortsverband der LINKEN auf dem alten Friedhof in Güsten am Grab des antifaschistischen Widerstandskämpfer Walter Munke den Opfern der Nazibarbarei.  Anschließend um 10:00 Uhr findet, passend zum Thema, eine Buchlesung zum Leben und Wirken von Walter Munke in der Gaststätte „Schwarzer Bär“ statt.

Ernst-Hermann Brink 

DIE LINKE. Saale-Wipper