Gedenken anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus in Bernburg

Jedes Jahr gedachten wir, d.h. ein Häuflein Linker, manchmal auch Parteilose sowie die Vertreter der KPD der Opfer des Hitlerfaschismus durch eine Kranzniederlegung am Martinsplatz. Wir wollten zeigen, dass die dort begrabenen Menschen aus dem Außenlager des KZ Buchenwald in Leau nicht vergessen sind. Und wir wollten an den Schwur der Überlebenden erinnern: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Am 70. Jahrestag der Befreiung und angesichts der weltweit gestiegenen Kriegsgefahr hofften wir, mehr Menschen, vor allem auch jüngere,  mobilisieren zu können und schlugen im Vorstand vor, eine Veranstaltung gemeinsam mit der SPD zu organisieren. Im Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen wurde Herr Schmidt, Kreisoberpfarrer und Sprecher des Bündnisses gegen Rechts gewonnen sowie der Oberbürgermeister der Stadt Bernburg, Herr Schütze, per Stadtratsbeschluss beauftragt, als Redner aufzutreten. Ein Stadtratsbeschluss, den alle Parteien getragen hatten. Aber nicht alle waren am 8. Mai  anwesend. Es fehlte die CDU. Hochkarätig vertreten war die SPD mit dem Ortsvorsitzenden Friedel Meinicke und dem Landrat, Herrn Bauer. Auch Birke Bull, die Parteivorsitzende der LINKEN hat es sich nicht nehmen lassen zu kommen.

Kurz vor 16.30 Uhr läuteten die Glocken mehrerer Bernburger Kirchen die Gedenkveranstaltung ein. Ein Bläserquartett sorgte für die musikalische Untermalung. Beide Redner gedachten der Opfer des 2. Weltkrieges. Beide vermieden die Worte Faschismus,  Sowjetunion oder  den Beitrag der Alliierten zur Befreiung Deutschlands. Ein dritter Redner, Jevgeni Bondarenko,  schloss diese Lücke. Sein Auftritt war nicht geplant. Sein Beitrag deswegen nur kurz und auch schlechter zu verstehen, da Herr Bondarenko nicht am Mikrofon stand - vielleicht war es auch ausgeschaltet. Er erinnerte an die vielen Millionen Toten in der Sowjetunion und vieler anderer Länder und an  die Leiden seiner Familie im 2. Weltkrieg. Er war es, der um das Denkmal vor Veranstaltungsbeginn Informationsmaterial platzierte und uns danach ein Flugblatt mit dem Titel "Der Feiertag mit Tränen in den Augen" aushändigte.

Alle, den Rednern und den übrigen Anwesenden,  einte die Ablehnung eines Krieges als Mittel der Politik. Das sollte an diesem Tag zum Ausdruck gebracht werden. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner, der jedoch viele Menschen eint. Doch dieser kleinste gemeinsame Nenner ist meines Erachtens sehr viel wert, wenn er Menschen aktivieren kann. Vielleicht gelingt es auch einmal der CDU, über ihren Schatten zu springen.

Im nächsten Jahr werden wir wieder unter uns sein - das ist wohl absehbar. Aber eine gemeinsame Veranstaltung gegen den Krieg darf nicht nur alle 70 Jahre organisiert werden.

Angelika Trensch