Abgeordnete gibt Sozialkundeunterricht

Einen etwas ungewöhnlichen Arbeitsauftrag stand heute für Birke Bull an: Sie hielt eine Sozialkundestunde in einer 8. und 9. Klasse. Die Einladung erfolgte von der Freien Sekundarschule Güsten im Rahmen des 1. Überregionalen Tages der freien Schulen. Zu Beginn sprach sie über ihre Arbeit im Landtag, im Wahlkreis und als Landesvorsitzende. Danach drehte sich die Diskussion vorwiegend um die Fragen „Wie viel Multikulti verträgt Deutschland?" und „Soll Cannabis legalisiert werden?" Hier waren dann auch die Schülerinnen und Schüler in der Diskussion gefragt. Den Standpunkt Cannabiskonsum aus der Kriminalität herauszuholen und lieber gesellschaftlich Regeln für den Umgang mit der Droge festzulegen, konnten erwartungsgemäß nicht alle teilen. „Ich finde Drogen doof und wer weiß, was passiert, wenn Besoffene auch noch kiffen.“, so ein Schüler in der Diskussion. Auch wenn Cannabiskonsum keine tödlichen Folgen hat (im Gegensatz zu Nikotin- und Alkohol), plädierte Birke Bull für klare Regeln, wie es sie ja auch für den Alkoholkonsum gibt (Altersschranken, Promillebegrenzungen im Straßenverkehr usw.). Neben den Regeln müssen Angebote der Prävention und Beratung bereitgestellt werden.

In der Flüchtlingsdebatte erklärte Birke Bull zunächst die Herausforderungen, denen das Land gegenüber steht: eine menschenwürdige Unterbringung und Verpflegung einer viel größeren Zahl an Flüchtlingen als erwartet. In Gesprächen treffe sie auf eine ungeheure Welle der Hilfsbereitschaft, auf Skepsis und auf Hass. Die Aufgabe der Politik sei es, Transparenz herzustellen, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen, so dass z.B. Missverständnisse wie „Das Maritim in Halle muss wegen der Flüchtlinge geschlossen werden“ gar nicht erst aufkommen. (Das Hotel wäre sowieso geschlossen worden und wird nun durch die Flüchtlinge weiter genutzt – nicht als Hotel, schon gar nicht zu Hotelkonditionen, sondern als Flüchtlingsunterkunft). Sehr anschaulich und emotional machte sie bewusst, was Krieg und Flucht gerade für Kinder bedeutet. Wichtig ist es ihr, Ängste ernst zu nehmen. Ängste – nicht Hass. Leicht wird es nicht, aber sie sieht in den Menschen, die zu uns kommen auch eine Chance: nämlich die, dass sich die Ankommenden in unsere Gesellschaft einbringen, dass sie hier eine Ausbildung machen, oder ihren Berufen nachgehen können. Das hilft nicht nur ihnen, sondern uns allen.