André Brie unzufrieden mit der LINKEN
In den Neunzigern war André Brie einige Jahre Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter der PDS, später Mitglied im Europaparlament, auch Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt ist er Politiker im „Unruhestand“. Nicht zum ersten Mal war er zum Vortrag in Bernburg. Das Thema der Veranstaltung im Oktober im „Metropol“ lautete: „Was bedeuten die Landtagswahlen 2016 für die Bundestagswahl?“ Als Untersetzung war in der Einladung formuliert: „Die LINKE als politische Alternative. Aber wie kann das für die Menschen auch erlebbar werden?“ Der Referent überraschte eingangs mit der Ankündigung, dass er, erst zum zweiten Mal bei derartigen Auftritten, den Vortrag schriftlich ausgearbeitet habe. Er äußerte sich sodann im Verlauf seiner Rede sehr unzufrieden mit dem Zustand der LINKEN, insbesondere mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit und ihren Wahlkämpfen. An Beispielen erläuterte er, dass Anregungen und wohlmeinende Kritik seinerseits oft auf taube Ohren gestoßen seien. Realistische Analysen, so scheint es ihm, seien nicht erwünscht. Die LINKE sei zu sehr „Papier-Partei“. Zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin wäre es besser gelaufen, das Ergebnis habe es gezeigt. André Brie plädierte dafür, die Partei grundsätzlich „aktionsorientierter“ auszurichten. Sie müsse für die Menschen stärker „erlebbar“ werden. Er informierte im weiteren Verlauf seiner Rede ausführlich über konkrete Pläne, gemeinsam mit anderen aus der LINKEN, aber auch darüber hinaus, im Wahljahr 2017 Aktionen zu entwickeln und mit entsprechenden politischen Forderungen zur Überwindung der Missstände in der Gesellschaft an die Öffentlichkeit zu treten.
Aus dem Publikum kam viel Zuspruch zu Andrés Überlegungen. „Der Wahlkampf ist zu rational. Man muss die Menschen emotionaler ansprechen“, brachte es ein Gast auf den Punkt. Zu einzelnen Punkten gab es naturgemäß auch Widerspruch. Die LINKE-Landesvorsitzende Birke Bull äußerte zum Beispiel zur Bemerkung von André, die AfD sei populistisch und mache keine ernsthaften Angebote: „Nein, die AfD macht Angebote, die man aber ablehnen muss.“
Nicht nur der Referent bekam am Ende einen Blumenstrauß überreicht, sondern auch der langjährige beauftragte für politische Bildung des Kreisvorstands, Organisator und Moderator der Bernburger Veranstaltungen, Friedrich Schütz. Friedrich will jetzt endgültig jüngeren Kräften Platz machen. Durch den Kreisvorsitzenden wurde seine mehr als 25-jährige kontinuierliche und zuverlässige ehrenamtliche Arbeit gewürdigt und ihm herzlicher Dank ausgesprochen.
Lothar Boese