Gedenken am Bernburger Martinsplatz

Am 9. Mai wurde in Bernburg wieder des Tages der Befreiung und damit des 71. Jahrestages des Kriegsendes gedacht. Traditionell kamen dazu Mitglieder der LINKEN, der KPD und der SPD sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger am Mahnmal am Bernburger Martinsplatz zusammen. Der Kreisvorsitzende Lothar Boese erinnerte in einer kurzen Ansprache an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und die enormen Opferzahlen und ging auf aktuelle politische Entwicklungen ein, um die Relevanz dieses Gedenktages zu verdeutlichen.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung sollte aber ein Redebeitrag von Joachim Grossert stehen, der musikalisch mit dem Antkriegsklassiker „Sag mir wo die Blumen sind" eingeleitet wurde. Grossert, durch Beiträge in der Lokalpresse und durch historische Stadtrundgänge seit vielen Jahren als Experte für die Bernburger Geschichte bekannt, hatte sich im Vorfeld mit der Geschichte des Gedenkortes auseinandergesetzt und konnte Informationen liefern, die bisher kaum bekannt waren.
Bereits Ende 1948 konnten die Arbeiten für das Mahnmal, das im klassischen sowjetischen Typenbau angelegt wurde, beendet werden. Über 600 Menschen sind im unmittelbaren Umfeld der Anlage bestattet. Dass es sich bei den Toten ausschließlich um Opfer aus dem KZ Außenlager Leau und um sowjetische Zwangsarbeiter handelte, war zu DDR-Zeiten nicht bekannt. Damals wurde der Mythos einer Begräbnisstätte für Sowjetsoldaten aufrechterhalten. Mittlerweile ist bekannt, dass u.a. auch französische und polnische Opfer hier begraben sind. Ebenso wurde bis heute davon ausgegangen, dass sich die Gräber direkt unter dem Mahnmal befinden. Laut Grosserts Recherchen im Stadtarchiv entstanden die Grabanlagen (Umbettungen von Friedhöfen in Bernburg und Leau) aber bereits Ende 1947 bzw. Anfang 1948 rund um das spätere Mahnmal.
In seinem Vortrag war außerdem zu erfahren, welche Bernburger Behörden und Betriebe an der Errichtung der Gedenkstätte beteiligt waren und dass z.B. der Stern auf dem Mahnmal, der nach 1990 spurlos verschwand, vom Schlosser der bekannten Weltzeituhr auf dem Karlsplatz stammte. Auch über das Gedenken zu DDR-Zeiten informierte Joachim Grossert. Neben dem 8. Mai, gab es hier auch am 1. Mai und 7. November staatlich organisierte Demonstrationen. Um das Gedenken am Mahnmal, das zuletzt 1999 saniert wurde, bemühten sich nach der Wende vor allem die PDS und später DIE LINKE,  jeweils zusammen mit der KPD.
Zur sehr gelungenen Veranstaltung in diesem Jahr fanden wieder ca. 20 Gäste sowie die Mitteldeutsche Zeitung und das Regionalfernsehen RBW. Ein großes Dankeschön gebührt Joachim Grossert, der dem Gedenken einen Charakter verlieh, der auch in den folgenden Jahren denkbar ist.