Linker Stammtisch in Bernburg hat Premiere

Im Wahlkreisbüro von Birke Bull und Jan Korte wurde am 26. September eine neue Veranstaltungsreihe aus der Taufe gehoben. Der Linke Stammtisch ist eine Ergänzung zu Frühstück-bzw. Kaffee mit Links. Somit hätten wir dann auch die 3. Tageszeit besetzt und laden in einem festen Rhythmus morgens, mittags und abends alle Interessierten ein, mit LINKEN ins Gespräch zu kommen.

Thema des 1. Stammtisches war das anhaltende Gefälle bei den Lebensbedingungen in Ost- und Westdeutschland. Ist es eine gefühlte Ungerechtigkeit, oder gibt es einen realen Hintergrund? Einen ersten Impuls zum Thema gab die Landtagsabgeordnete Kristin Heiß. Auf das Thema stieß sie nach der Wahl, als sie sich die Struktur der Minister und Staatssekretär*innen ansah und ein Ungleichgewicht von Führungskräften aus Ost und West feststellte. Kurze Zeit später bestätigte sich durch eine MDR-Studie zum Thema „Eliten in Ostdeutschland“, dass es dieses Ungleichgewicht nicht nur in Politik und Verwaltung gibt, sondern auch in Wirtschaft, Medien, Kultur und Wissenschaft zu finden ist. In der Diskussion wurde herausgearbeitet, welche Faktoren zu diesem Umstand führten. Da war viel von Entwertung von DDR-Lebensläufen die Rede, von einer Sozialisation jenseits der Ellenbogenmentaltität, von der Einführung einer neuen Rechtsordnung und von der Deindustrialisierung der fünf neuen Bundesländer, die dazu geführt haben, dass sich auf der einen Seite nach der Wende Westdeutsche (zumal nicht selten welche aus der 3. Garde) in die Spitzenämter gedrängt haben, auf der anderen Seite mussten Millionen Ostdeutsche Brüche in ihrem Leben verkraften, die sich auch heute noch in ihren Lebensläufen widerspiegeln. Dieses Ungleichgewicht setzt sich auch 26 Jahre nach der Wende fort, weil durch intensive Netzwerkarbeit auch heute noch vielfach Wessis nachgezogen und an wichtigen Schaltstellen eingesetzt werden. Eine der traurigen Folgen: junge Leute verlassen den Osten – besonders die, die gut ausgebildet und ehrgeizig sind und die etwas bewegen wollen, und das sind die, die wir hier dringend brauchen.

Die Runde begrüßte sehr, dass diese Fragen wieder vermehrt auf‘s Tableau gehoben werden sollen. Es ist ein emotionales Thema. Es muss zum einen darum gehen, die gemeinsame Identität zu stärken und den Ostdeutschen den Wert ihrer Biografien zurückzugeben. Gesucht werden zum anderen Mechanismen, die dafür sorgen, dass bei Bewerbungen Nachteile ausgeglichen werden, die durch die ostdeutsche Sozialisation entstanden sind. Das Thema bleibt spannend, auch nach 26 Jahren der Einheit.

Jana Lankau