LINKE Kreistagsfraktion informiert sich und unterstützt Tag der Regionen e.V.

Ein gesonderter Tagesordnungspunkt der Sitzung der Fraktion DIE LINKE. im Kreistag Salzlandkreis war dem Tag der Regionen Salzlandkreis e.V. vorbehalten. Vereinsvorsitzender Burkhard Nimmich erläuterte den Kreistagsmitglieder, sachkundigen Einwohner und Gästen Anliegen des Vereins und dessen Projekte. Er betonte die Themenschwerpunkte Regionaler Handel, Regionale Erzeuger, fairer Handel und Nachhaltigkeit sehr anschaulich. Insbesondere der Tag der Regionen, der nun schon zum 13. Mal in Staßfurt stattfand, setzt laut Nimmich Handlungs- und Denkprozesses in die richtige Richtung in Gang. Handwerker, regionale Produzenten und regionaler Handel bedürfen einer Stärkung und Sicherung. 

Das Motto der Aktivitäten 2018 – »Weil Heimat lebendig ist« fand auch bei den Kommunalpolitikern der LINKEN Aufmerksamkeit und Interesse. Insbesondere das Projekt Schülerkochen, bei dem Produkte aus regionalem und biologischem Anbau zum Einsatz kommen sollte eine Förderung erfahren. Und so übergab die Fraktion aus ihrem Solidarfond eine Spende für das durch den Verein gestaltete Schülerkochprojekt in Höhe von 300,00 €.

Ralf-P. Schmidt - Stellv. Fraktionsvorsitzender

Rote Laterne für die Roten

Eine lange LINKE Sporttradition wurde in den letzten beiden Jahren unterbrochen: Die Teilnahme am Kutterrudern der Amateurmannschaften beim Maritimen Club in Bernburg. Anfang Juni startete endlich wieder eine LINKE Mannschaft bei den Wettkämpfen auf der Saale, um wie gewohnt abzuschneiden: eher schlecht. „Dabei sein ist alles“, ist und bleibt aber das Motto bei der Veranstaltung und so gab es trotz des letzten Platzes in der Männerwertung auch dieses Mal keine langen Gesichter bei den 10 Teilnehmer*innen.

Gleich drei Mal wurde im Vorfeld trainiert, um die 750 Meter auf der Bernburger Saale möglichst schnell zu absolvieren. Jeder der schon mal dabei war weiß, dass der ca. eine Tonne schwere Kutter erstmal in Bewegung gebracht werden muss, und dass 10 Leute in einem Boot erstmal einen gemeinsamen Rhythmus finden müssen. Beides gelang und gelingt beim nächsten Mal bestimmt noch besser. Das LINKE Team war nämlich eher unerfahren und trat in dieser Konstellation zum ersten Mal an.

Ein großes Dankeschön jedenfalls an die vier Genoss*innen und an die sechs Sympathisant*innen aus Bernburg, die die Strapazen bei über 30 Grad am Renntag auf sich nahmen und immerhin noch mit einer Flasche Sekt und Kaffeetassen vom Veranstalter belohnt wurden. DIE LINKE, wieder die einzige Partei unter den 38 Teams, wird auch im nächsten Jahr wieder dabei sein und den Schlachtruf „Enter auf!“ durch den Auwald der Saalestadt rufen.

Jörg Lemmert, Ortsvorsitzender in Bernburg

300 Euro für den SV Cochstedt

Jan Korte war am Anfang April in Cochstedt zu Gast, um einen Scheck über 300 € zu überreichen. Bereits letzten Sommer war der Abgeordnete mit Wolfgang Weißbart, Ortsbürgermeister und Vorsitzender des SV Cochstedt, im Hecklinger Ortsteil unterwegs. Beim Ortsrundgang erfuhr er u.a. von den dringend sanierungsbedürftigen Umkleidekabinen der Fußballmannschaft und empfahl deshalb einen Antrag an den Förderverein der Bundestagsfraktion. Dieser schüttet Geld für Projekte in den Wahlkreisen der Abgeordneten aus, die wiederum einen Teil ihrer monatlichen Diäten in den Topf des Vereins spenden.

Die Antragstellung war erfolgreich und Jan Korte konnte den Scheck jetzt an Wolfgang Weißbart und weitere Mitglieder des SV Cochstedt überreichen. Die Sanierung der Kabinen geht, auch dank der Unterstützung weiterer Sponsoren wie der Sparkasse, gut voran und auch sportlich läuft es bei den Cochstedtern optimal. Als Tabellenführer der 1. Kreisklasse hat die 1. Männermannschaft den Aufstieg fest im Blick.

 

Jörg Lemmert, Wahlkreismitarbeiter MdB Jan Korte

 

Vortrag „Fachkräftemangel“ beim LINKEN Stammtisch

Ich will als Einstieg den Präsidenten der IHK Magdeburg zitieren. Er hat zum Neujahrsempfang am 11.01.18 unter anderem Folgendes gesagt: „Wir sind nicht mehr an einem Punkt, wo hier und dort ein Mitarbeiter fehlt oder eine freie Stelle nicht mehr so schnell besetzt werden kann. Wir sprechen mittlerweile über Produktionseinschränkungen, abgelehnte Aufträge und Betriebsaufgaben. In Sachsen-Anhalt werden bis 2020 rund 80.000 Fachkräfte, vom Mechatroniker bis zum Bäcker, gebraucht. Das ist übernächstes Jahr.“

Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten geht derzeit die Arbeitslosigkeit aus zwei Gründen zurück:

1. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung und 2. durch die demografische Entwicklung.

Diese hat weitaus stärkere Wirkung auf den Arbeitsmarkt, sodass es Sinn macht, sich die Bevölkerungsentwicklung in Sachsen-Anhalt genauer anzusehen:

Das statistische Landesamt stellt fest, dass von 1991 bis 2014 die Einwohnerzahl im Land um 21% oder in absoluten Zahlen, um 587.776 Menschen zurückgegangen ist. Bertelsmann und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung prognostizieren, dass im Zeitraum von 2012 – 2030 Sachsen-Anhalt das Bundesland mit den stärksten Einwohnerverlusten von nochmal -13,6 % (Bertelsmann) bzw. -16,8%  sein wird. Logisch: In den 90er Jahren sind hauptsächlich junge Frauen weggezogen, die jetzt nicht in Sachsen-Anhalt Kinder kriegen. Und Kinder, die nicht geboren werden, kriegen auch keine Kinder.

Der Altersdurchschnitt steigt z.B. im SLK von 50,2  Jahre in 2012 auf 55,7 Jahre in 2030. Dabei spielt immer noch eine überproportionale Abwanderung von jungen Erwachsenen eine Rolle.

Das Leibnitzinstitut für Länderkunde hat 2015 eine Befragung unter Jugendlichen durchgeführt. Viele von den Befragten gaben an, aus drei Gründen nicht im Land bleiben zu wollen:

1. Wegen des Arbeitsmarktes (der Branchenstruktur, der Karrierechancen und des Lohnniveaus).

2. Wegen Mängeln in der Infrastruktur (unzureichendem ÖPNV, fehlenden Freizeitangeboten und wegen des fehlenden Zuganges zu schnellem Internet).

3. Wegen des fehlenden Zusammenhalts am Heimatort und der Alterung in den Heimatgemeinden.

Eigentlich alles nachvollziehbar: ich will doch dahin, wo ich Gleichaltrige treffen kann und gute Perspektiven habe. Beim ersten Wanderungsmotiv, also beim Arbeitsmarkt, werden die Jugendlichen auch durch ihre Eltern bestärkt, die in den 90er Jahren selbst die Erfahrung gemacht haben, wie schwer es ist, hier auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Die Demografie ist aber nur ein Indikator für das Fachkräftepotential. Ein weiterer ist der Bestand an freien Arbeitsplätzen. Dort führt die Bundesagentur für Arbeit jährlich eine Engpassanalyse durch, wo es darum geht, wie lange es dauert, eine freie Arbeitsstelle zu besetzen. Diese sogenannte Vakanzzeit ist volkswirtschaftlich wichtig, weil sie abbildet, dass eine Beschäftigungsmöglichkeit nicht genutzt wird und damit Wertschöpfung, Einkommen und staatliche Einnahmen verloren gehen. Vakanzzeiten laufen prozyklisch zur Konjunktur. Klar: wenn viele Menschen arbeitslos und wenige Stellen frei sind, werden offene Stellen schneller besetzt, als wenn es wenige Arbeitslose und viele freie Stellen gibt.

Die Analyse für 2017 hat ergeben, dass es keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland gibt. Allerdings gibt es Engpässe in einzelnen technischen Berufsfeldern, in Bauberufen und in einigen Gesundheits- und Pflegeberufen.

Nimmt man beides, die demografische Entwicklung und die Vakanzzeit zusammen, ist klar, dass wir den Fachkräftemangel in einigen Branchen bereits schon haben und in Zukunft weitere Branchen betroffen sein werden.

Durch die Konjunktur und hauptsächlich durch die demografische Entwicklung sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt so gut wie noch nie seit der Wende.

Zurzeit profitieren schon die Berufswähler von den guten Perspektiven beim Einstieg in den Arbeitsmarkt,             einzelne Jobwechsler mit mindestens Facharbeiterabschluss, die aus Unzufriedenheit mit ihren Arbeitsbedingungen sich etwas Besseres suchen und Rentner, die sich beschäftigen wollen – nicht die, die wegen Altersarmut müssen.

Auf Geflüchtete und langzeitarbeitslose Menschen wirkt sich die gute Arbeitsmarktlage noch nicht aus, vor allem weil Bund, Land und Jobcenter zu wenig in Qualifizierung investieren.

Hier müssen wir darauf achten, dass es nicht dazu kommt, diese Personengruppen in bestimmte Branchen wie z.B. die Pflege zu zwingen. Möglichkeiten, Druck auszuüben haben die Jobcenter genug. Die Freiheit der Berufswahl muss für alle gelten.

Eine weitere Schwierigkeit sehe ich in der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Branchen: ein Großkonzern wie VW könnte es sich locker leisten, bessere Arbeitszeitmodelle und höhere Bezahlung anzubieten, wenn ihnen Fachkräfte fehlen. Mittelständische Unternehmen werden vor der Frage stehen, es sich leisten zu müssen oder perspektivisch den Betrieb zu schließen. Aber die öffentliche Daseinsvorsorge, wie z. B. die Pflege und die Kinderbetreuung, wird größtenteils aus Beiträgen der Kranken– und Pflegekassen oder aus Steuern finanziert. Das heißt, bis dort eine Reaktion auf den Fachkräftemangel zu erwarten ist, werden wir mit qualitativen und quantitativen Mängeln leben müssen.

Es haben die Wenigsten schon begriffen, wohin diese Arbeitsmarktlage führt:

Arbeitgeber reiben sich immer noch verwundert die Äuglein, weil sich niemand mehr auf ihre freien Stellen bewirbt. Dass sie in der Pflicht sind, Arbeitsplätze attraktiver zu machen und vor allem besser zu bezahlen, haben Viele noch nicht kapiert.

Andererseits besteht ein Großteil der Arbeitnehmerschaft aus den Generationen, die nach der Wende häufig deutliche Brüche in ihren Lebensläufen hinnehmen mussten und deren Identität sich über die Frage „hast Du Arbeit“ definiert. Der Nachwendegeneration, die ja auch schon auf dem Arbeitsmarkt vertreten ist, wurde durch Eltern und Großeltern und auch der Gesellschaft geradezu eingetrichtert, dass man sich, um seinen Arbeitsplatz zu behalten, angepasst verhalten muss, nicht zucken darf und froh sein muss, in einem Beschäftigungsverhältnis zu stehen, egal wie mies, geringfügig, befristet oder schlecht bezahlt es ist.

Nur langsam bemerken die Geknechteten, dass jetzt die Zeit kommt, wo Forderungen nach guter Arbeit erstritten werden können. Nach meinem Empfinden verharren auch die Gewerkschaften noch in einer Schockstarre. Aber in Zeiten der Individualisierung, der Ellenbogen, wo jeder für sich allein kämpft, kommen die Gewerkschaften auch schwer zu den Einzelnen durch.

Ich hielt diesen Vortrag nicht nur, damit wir am Stammtisch ein nettes Diskussionsthema haben. Ich wünsche mir vielmehr, dass immer mehr Menschen aufstehen und sich ihre miesen Arbeitsbedingungen nicht mehr bieten lassen. Wir brauchen jetzt eine Bewegung, die sich gemeinsam gute Arbeit erstreitet. Wir brauchen eine starke Arbeiterbewegung.

MdL Doreen Hildebrandt, Arbeitsmarktpolitische Sprecherin