Gedenken an die Pogromnacht

Die Ortsgruppe Saale-Wipper der LINKEN gedachte am 09. November auf dem jüdischen Friedhof in Güsten der Opfer des Faschismus. Als Redner konnten wir in diesem Jahr Joachim Grossert begrüßen, welcher sich seit vielen Jahren mit Heimatgeschichte und insbesondere auch mit jüdischer Geschichte in unserem Gebiet beschäftigt.

Nach einigen allgemeinen einführenden Worten zum Wahnsinn des Holocaust und den Ereignissen die dahin führten, wurde er dann auch sehr schnell konkret und ging auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Güsten ein. Dabei warf er einige Fragen auf: „Wo stand eigentlich die Synagoge in Güsten?“, „Wurde diese am 09. November bzw. in dessen Folge zerstört?“. Wie auch in den bisher vorhandenen Schriftstücken des Heimatvereins konnte er auch von den Anwesenden hierauf keine Antwort erhalten. Die Ergebnisse seiner eigenen Recherchen im Vorfeld der Rede, brachten dann jedoch für alle neue, interessante Fakten zu Tage. So konnte er berichten, dass die Synagoge in Güsten am Kirchplatz 4 stand. Wie in vielen anderen jüdischen Gemeinden in den Kleinstädten, schrumpfte auch die Jüdische Gemeinde in Güsten ab ca. 1900 stetig, sodass auch das Bauwerk nicht mehr ordnungsgemäß unterhalten werden konnte. Im Jüdischen Gemeindeblatt von 1930 ist bereits von einem „verfallenen Bauwerk“ bzw. von einem „Tempel der nicht leben und nicht sterben kann“ die Rede. Das Grundstück inkl. Gebäude wurde schließlich 1941 an die Reichsvereinigung übertragen. Wann das Gebäude letztendlich abgerissen wurde, ist nicht bekannt.

Zum Schicksal der zwei am 09.November 1938 noch in Güsten lebenden Juden, Sally Neumann und Moritz Märker konnte er ausführen, dass beide teilweise nach Zwischeninhaftierung in Bernburg und Dessau, nach Buchenwald gebracht wurden. Neumann wurde am 17.01.1939 aus Buchenwald nach Dessau entlassen, mit der Auflage bis zum 19.02.1939 das Reichsgebiet zu verlassen, dies konnte ihm der Güstener Bürgermeister am 25.02. bestätigen, Neumann war nach Shanghai ausgewandert.

Zum Abschluss der Veranstaltung übergab Herr Grossert noch die Ergebnisse seiner Recherchen an Joachim Rosenthal vom Heimatverein Güsten, damit eventuell auf dieser Basis weiter an der Geschichte der jüdischen Gemeinde nachgeforscht werden kann.

Lars Lehmann, Sprecherrat DIE LINKE Saale-Wipper