Ehrfurcht vor dem großen Meister

Gedanken zur Marx-Feier der LINKEN am 4. Mai 2018 in Bernburg

Zuerst vielen Dank all denen, die zum Gelingen unserer Ehrung beigetragen haben. Die Tische haben sich nicht von selbst mit Speis und Trank bedeckt. Die Bänke und die Bühne sind fachkundig bewegt worden und eine so gute Beschallung hat man auch nicht alle Tage. Geld hat es auch gekostet, danke den Spender/innen und dem weisen Kreisvorstand.

Dass wir als LINKE zum 200. Geburtstag von Karl Marx eingeladen haben, das wurde wohl erwartet, selbst von der politischen Konkurrenz. Gut aber auch, dass wir als Partei mit Karl nicht allein waren. Die Bernburger Marktbesucher/innen konnten uns gut hören und sehen. Den Frauen vom Hohenerxlebener Theatrum sei herzlich gedankt, dass sie mit Theaterspiel und Gesang mittendrin dabei waren. Ja, und Wetter! Wetter können wir bekanntlich auch. Es war uns wichtig, dass wir uns mit Karl Marx nicht im Saal verkriechen, sondern auf dem Karlsplatz ganz bewusst den öffentlichen Raum gesucht und gefunden haben.

Für mich war faszinierend, wie die Lesenden sich intensiv vorbereitet haben und wie ihnen der Respekt vor dem Werk von Karl Marx so etwas wie „Ehrfurcht vor dem großen Meister“ auferlegt hat. Das war schon bei der Textauswahl zu merken, aber natürlich auch bei den Vorträgen. Parlamentserfahrenen Abgeordneten, gestandenen Kommunalpolitiker/innen, einem gut geschulten Radio-Mann (Dr. Winfried Bettecken), und überhaupt allen Beteiligten war auch immer etwas Lampenfieber anzumerken. Das gehört wohl auch dazu. Marx hat solches immer abgestritten oder gut versteckt, aber Jenny und Fred Engels wussten das besser.

Die Feier hat aber in besonderer Weise auch von der beeindruckenden Aufmerksamkeit des Publikums gelebt. Da war ja nicht gerade leichte literarische Kost zu verdauen. Und es wäre wünschenswert, wenn die Zuhörenden sich vorgenommen hätten, das Gehörte nochmals bei Marx nachzulesen. Ich wünsche mir, dass viele Beteiligte den Bernburger Nachmittag weitererzählten und glaube, wir haben da etwas richtig gut gemacht.

Und wir haben da noch so eine Idee: Am 10. Mai ist immer der Jahrestag der Berliner Bücherverbrennung durch die vermeintlichen intellektuellen Faschisten im Jahr 1933. Heinrich Heine hat die Ereignisse, die den Bücherverbrennungen folgten, geistig vorweggenommen mit seinem Vers: „Dort wo man Bücher verbrennt, da verbrennt man eines Tages auch Menschen.“ In Berlin und anderswo wird an dieses Ereignis erinnert, indem aus den Werken jener gelesen wird, deren Bücher verbrannt wurden.

In diesem Sinne bis zum 10. Mai 2019 in Bernburg auf dem Karlsplatz.

 

Roland Claus, Mitglied des Landesvorstandes